Die Musik der Sprache

Samstagabend. Kellerkonzert mit Lydia Daher in Augsburg, sie präsentiert ihr neues Album „Flüchtige Bürger“. Ich bin nicht wirklich gut drauf. Und auch der Sound läuft irgendwie nicht richtig rund. Klangbrei, ich versteh die Texte nicht. Wär ich doch besser ins Ballett gegangen. Die Musiker Deniz Khan am Schlagzeug, Sebastian Giussani am Bass und die singende Dichterin an der Gitarre spielen die Songs aus dem neuen Album. Frische knackige Töne, nicht hochkomplex, aber ich werde langsam munter. Texte, die gefühlvoll, aber weit weg von Kitsch über Leben und Lieben in den Städten sprechen. Die Performance ist nicht sehr ausgefeilt und eine wirklich große Musikerin und Sängerin ist Lydia Daher nicht. Aber das macht nichts, oder passt vielleicht gerade deswegen alles so wunderbar? Ich vergesse meine Launen: diese Frau hat wirklich eine beeindruckende Präsenz. Sie beginnt, mich zu verzaubern. Umbaupause. Lesung. Gedichte, Geschichten, fertige und works in progress. Eben noch schnoddrige Sprache, mit leichter weicher rheinischer Färbung, dann unvermittelt: klare scharfe Artikulation, gezirkelte Sätze. Diese Stimme. Die Texte erzählen vom Scheitern, sind melancholisch, doch an der nächsten Ecke ist es Zeit, nach vorne zu sehen. Nützt ja nichts, Leben geht nur vorwärts. Zurück zur Musik. Es ist anders als vorher. Selbstverständlicher, Spielfreude. Oder hat sich mein Blickwinkel geändert? Diese Frau scheint zu wissen, warum sie lebt und ich denke, dass sie eine großartige Autorin ist.

Das vid hab ich übrigens im Sommer  geposted, noch bevor das Album rauskam.

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